La­de­netz für Elek­tro­mo­bi­li­tät in­tel­li­gent und sys­te­m­op­ti­miert aus­bau­en

Der Bedarf an Lademöglichkeiten für die E-Mobilität wird künftig enorm steigen. Energie Wasser Bern testet verschiedene neue Konzepte im öffentlichen Raum, unter anderem die Möglichkeit, E-Fahrzeuge künfitg an den Strassenlaternen zu laden.

In der Schweiz steigen immer mehr Leute auf Elektrofahrzeuge um. Im Jahr 2021 war bereits jedes sechste neu zugelassene Fahrzeug ein Elektroauto, Tendenz steigend. Mit der in der Energiestrategie 2050 festgehaltenen Elektrifizierung des Verkehrs wird der Bedarf an zusätzlichen Lademöglichkeiten massiv steigen, was insbesondere die Städte vor grosse Herausforderungen stellen wird. Denn gerade in den Städten haben nicht alle einen Einstellhallen- oder privaten Parkplatz, auf dem eine E-Ladestation installiert werden kann, und die Fahrzeuge werden oft im öffentlichen Raum parkiert. Damit man auch der Stadtbevölkerung die Umstellung auf Elektromobilität ermöglichen kann, braucht es dringend mehr öffentliche Lademöglichkeiten. Dafür testet Energie Wasser Bern verschiedene innovative und intelligente Lösungsansätze und nutzt das Synergiepotenzial der eigenen, bereits bestehenden Infrastrukturen. 

Eine (ein)leuchtende Idee

Bereits seit März 2019 hat der Energieversorger in zwei Quartieren versuchshalber öffentliche Ladestationen auf Parkplätzen in der blauen Zone installiert. Mit dem im vergangenen Jahr lancierten Projekt «Laternenladen» geht Energie Wasser Bern noch einen Schritt weiter und nutzt die bereits vorhandene Infrastruktur der eigenen Strassenbeleuchtung, um das Ladenetz unkompliziert und ohne zusätzliche Baumassnahmen weiter auszubauen. Projektziel ist es, zu prüfen, inwieweit sich die Masten der Kandelaber und Hängeleuchten nutzen lassen, um Elektrofahrzeuge aufzuladen. Vorhandenes Synergiepotenzial wird optimal genutzt und intelligent kombiniert. 

Im ersten Quartal 2021 konnten die ersten drei Ladestationen im Berner Kirchenfeld-Quartier und in Holligen in Betrieb genommen werden. Dafür wurden zwei Masten von Hängeleuchten und ein klassischer Kandelaber mit Ladepunkten ausgerüstet. Alle verfügen über eine Typ-2-Steckdose und eine Leistung von 3.7 Kilowatt, was einer Reichweite von rund 15 Kilometern pro Ladestunde entspricht. Die drei Ladestationen sind an das MOVE-Netz angeschlossen und werden mit naturemade-star-zertifiziertem Ökostrom betrieben. Um die Ladepunkte freizuschalten, wird ein MOVE-Account benötigt. Im Rahmen des bis Mitte 2022 dauernden Pilotversuchs wird die technische Umsetzbarkeit sowie die Akzeptanz und das Nutzungsverhalten der Kundinnen und Kunden geprüft werden. 

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Erste Erfahrungen bestätigen Vermutungen

Nach anfänglichen technischen Schwierigkeiten können die Ladepunkte seit August 2021 stabil und zuverlässig betrieben werden. Seit diesem Zeitpunkt nimmt die Nutzung der Ladestationen stetig zu. Einige Anwohnerinnen und Anwohner nutzen die neue Infrastruktur bereits regelmässig, insbesondere über Nacht. 

Zahlreiche positive Feedbacks belegen die breite Akzeptanz des Projekts in der Bevölkerung. Nach Abschluss des Pilotversuchs wird entschieden, ob weitere Laternenladestationen in Bern realisiert werden.


ewb.ch/laternenladen
ewb.ch/ladestationen

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«Der Bedarf an öffentlicher Ladeinfrastruktur wird in den kommenden Jahren enorm steigen.»


Drei Fragen an Daniel Hutter, Produktmanager Mobilität

Gleichzeitig laden und leuchten – die Idee ist bestechend. Wo sehen Sie die grössten Chancen und Herausforderungen beim Laden im öffentlichen Raum? 
Ein grosser Vorteil dieser Lösung besteht darin, dass keine zusätzlichen Anlagen im bereits stark beanspruchten öffentlichen Raum gebaut werden müssen, da auf bestehende Infrastruktur zurückgegriffen werden kann. Ein Laternenladepunkt kann natürlich nur dort realisiert werden, wo das Parkfeld unmittelbar neben der Laterne liegt, ohne dass ein Gehsteig dazwischen ist. Aufgrund der geringen Leistung kann zudem netzdienlich geladen werden. Da die Nutzenden ihr Fahrzeug über Nacht laden, entstehen für sie keinerlei Nachteile. Aufgrund der aktuellen regulatorischen Vorgaben müssen die Laternenladepunkte mit einer separaten Stromleitung erschlossen werden – entsprechend besteht in der kosteneffizienten Umsetzung eine grosse Herausforderung. 

Was schätzen Sie, wie viele zusätzliche öffentliche Ladestationen werden in Bern in den kommenden 10 Jahren benötigt? 
Aufgrund der hohen Dynamik auf dem Markt ist es schwierig, konkrete Zahlen zu nennen. Es ist davon auszugehen, dass zahlreiche zusätzliche öffentliche Ladepunkte benötigt werden. Energie Wasser Bern versucht, einen Mittelweg zwischen Kundennutzen der Finanzierbarkeit bzw. dem wirtschaftlichen Betrieb zu finden. Neben Langsam- und Normalladepunkten werden in der Stadt künftig auch Schnellladestationen eine wichtige Rolle spielen. 

Wo liegen die technischen Schwierigkeiten des Projekts? Besteht nicht die Gefahr, dass bei einer Überlastung der Ladeinfrastruktur plötzlich die Lichter der Strassenbeleuchtung ausgehen? 
Da die Ladepunkte jeweils über eine eigene Stromleitung versorgt werden, besteht diese Gefahr nicht. Die grösste technische Herausforderung lag darin, die umfangreiche Technik und die zahlreichen benötigten Komponenten im Kandelaber unterzubringen. Gemeinsam mit unseren Partnern haben wir im Rahmen des Pilotprojekts diesbezüglich eine saubere und elegante Lösung gefunden.  

Projektpartnerschaften

Energie Wasser Bern ist für die öffentliche Beleuchtung der Stadt Bern zuständig. Gleichzeitig betreibt der städtische Energieversorger zusammen mit MOVE Mobility ein Netz aus 59 Ladepunkten an 26 Standorten, das kontinuierlich ausgebaut und weiterentwickelt wird. Das Projekt Laternenladen wird von EnergieSchweiz und der Stadt Bern unterstützt.