Fernwärme-Ausbau: der Berner Weg zu einer klimafreundlichen Wärmeversorgung
Mit dem Ausbau des Berner Fernwärmenetzes hat Energie Wasser Bern das grösste Projekt seiner Unternehmensgeschichte in Angriff genommen. Im vergangenen Jahr wurden wichtige Meilensteine beim Bau des Rückgrats der künftigen Berner Wärmeversorgung erreicht.
Erfolgreiches zweites Baujahr
Vor zwei Jahren hat Energie Wasser Bern das grösste Projekt seiner Unternehmensgeschichte in Angriff genommen: Den Ausbau des Fernwärmenetzes um zusätzliche 36 Kilometer mitsamt den erforderlichen Produktionsanlagen. Die Erweiterung der bestehenden Infrastruktur ist das zentrale Schlüsselelement zur Umsetzung des Richtplans Energie und zur Erreichung der Klimaziele der Stadt Bern, die unter anderem vorsehen, den CO2-Ausstoss auf unter eine Tonne pro Kopf abzusenken. Mit dem Neubau des intelligent geplanten Niedertemperatur-Zielnetzes sowie der Verdichtung des bestehenden Hochtemperatur-Fernwärmenetzes mit zusätzlichen Kundinnen und Kunden schafft Energie Wasser Bern die Kapazität, dass rund 15’000 bis 20’000 zusätzliche Haushalte und Gewerbeliegenschaften künftig ökologisch und nachhaltig mit Fernwärme beheizt werden können. Insgesamt lassen sich so ca. 35’000 Tonnen CO2 pro Jahr einsparen.

Erste wichtige Bauetappen erfolgreich abgeschlossen
Das heutige, rund 50 Kilometer umfassende Hochtemperatur-Fernwärmenetz beliefert in erster Linie Liegenschaften in der Berner Innenstadt, im Mattenhofquartier sowie in der vorderen Länggasse. Darum richtet sich ein Schwerpunkt des Grossprojekts «Ausbau Fernwärme» auf Berns Westen mit zahlreichen Wohn- und Gewerbebauten. Damit auch diese Quartiere künftig mit Fernwärme versorgt werden können, wird zuerst eine Basisinfrastruktur, «eine Art Hauptschlagader», von der Energiezentrale Forsthaus (EZF) gebaut, damit die dort anfallende Fernwärme in Form von 90 Grad Celsius heissem Wasser zu den Kundinnen und Kunden gelangen kann. Der Bau der ersten Etappe der Transportleitung konnte im Juni 2021 erfolgreich abgeschlossen werden. Damit wurde das entscheidende Puzzleteil zur Erschliessung der Quartiere Holligen, Bümpliz und Bethlehem gebaut. Ergänzt wurde dieses strategisch wichtige Kernelement durch den Bau einer neuen Fernwärme-Quartierzentrale in Holligen. So gerüstet kann Energie Wasser Bern im Jahr 2022 den weiteren Bau des Netzes zur Verteilung der Wärme in die Quartiere vorantreiben. Der Ausbau soll mit Hochdruck vonstattengehen, es ist geplant, an verschiedenen Standorten parallel zu bauen, sodass die Kundinnen und Kunden möglichst rasch von der ökologisch produzierten Wärme profitieren können. Erste Verteilleitungen wurden bereits am Untermattweg und an der Looslistrasse gebaut, gleichzeitig wurden auch die ewb-eigenen Leitungen für Wasser, Gas und Elektrizität saniert und die Strassenbeleuchtung auf LED umgestellt.
Grossbaustelle in der Länggasse
Ein Hauptaugenmerk beim Fernwärme-Ausbau galt im vergangenen Jahr auch der Grossbaustelle im Länggasse-Quartier. In der Wendeschlaufe des 20er-Busses wurde die neue Quartierzentrale gebaut, die zur Regulierung der Temperatur benötigt wird. Von der unterirdisch gebauten Quartierzentrale wird aber nach der Fertigstellung kaum noch etwas zu sehen sein, denn die Fläche wird begrünt und mit neuen Bäumen bepflanzt werden.
Halbzeit beim Bau der Hauptleitung zur Schwimmhalle
Von der EZF zur Quartierzentrale und weiter in das Quartier wurde die Transportleitung durch die Bremgarten-, die Länggass- und die Hochfeldstrasse Richtung Neubrückstrasse gebaut. Mit den Bauarbeiten ist man planmässig unterwegs, sodass die neue Schwimmhalle, die im Jahr 2023 im Neufeld eröffnet wird, von Beginn weg nachhaltig mit Fernwärme beheizt werden kann. Für Energie Wasser Bern ist aber noch lange nicht Schluss bei der Schwimmhalle, der Fernwärme-Ausbau wird ab 2023 Richtung Viererfeldquartier und Tiefenau fortgeführt. Nach dem Bau der Transportleitung wird wie im Westen von Bern auch in der Länggasse mit dem Bau der Verteilleitungen und Netzanschlüsse für die zahlreichen öffentlichen und privaten Gebäude begonnen, deren Eigentümerinnen und Eigentümer sich für Fernwärme als neue Heizlösung entschieden haben. Der Fernwärme-Ausbau in der Länggasse wird so voraussichtlich Ende 2026 abgeschlossen werden.
Zusätzliche Kapazitäten werden benötigt
Mit dem angestrebten Ausbau reicht die Fernwärme-Produktion der EZF mittelfristig nicht mehr aus, um eine lückenlose Versorgung des geplanten Netzes in der Stadt Bern abzudecken. Aus diesem Grund werden zusätzliche Holzheizwerke in der Stadt Bern benötigt. Die Fernwärme-Erschliessung des Kleefelds erfolgt dann ab der neuen Heizzentrale.
Grosse Nachfrage und reges Interesse der Bevölkerung
Das Interesse der Bernerinnen und Berner an einem Fernwärme-Anschluss ist gross, das belegen die weit über 1’000 Anfragen, die bei Energie Wasser Bern bezüglich eines Fernwärme-Anschlusses eingegangen sind. Zu den heute bereits bestehenden rund 500 Fernwärme-Kundinnen und -Kunden sind weitere 260 Fernwärme-Bestellungen bei Energie Wasser Bern eingereicht worden. Viele Kundinnen und Kunden möchten ihre alten Gas- und Erdölheizungen möglichst rasch ersetzen und so ihren Beitrag zur Energiewende leisten. Dies ist nicht immer sofort möglich; ein Infrastrukturprojekt in dieser Grössenordnung benötigt einen gewissen Zeitraum für die Planung und Realisierung. Im Herbst 2022 können erste Liegenschaften angeschlossen werden und es wird mit Hochdruck am weiteren Ausbau im Hinblick auf die Fertigstellung des Netzes bis spätestens 2035 gearbeitet. Für Kundinnen und Kunden, deren Haushalt nicht sofort angeschlossen werden kann, bietet Energie Wasser Bern und der Ökofonds ein Förderprogramm für Übergangslösungen an. Es unterstützt sie bei der Finanzierung eines Provisoriums oder allfälliger Reparaturen der bestehenden Anlagen, damit die Versorgungssicherheit während der Übergangszeit gewährleistet ist. Bedingung ist, dass spätestens fünf Jahre nach der Gesuchstellung der Anschluss an das Fernwärme-Netz erfolgt, das – gemäss dem städtischen Energierichtplan – einen Anteil von mindestens 70 Prozent erneuerbarer Energie anstrebt.
ewb.ch/fernwaerme
ausbau-fernwaerme.be


Das neue Fernwärme-Netz und die Verteilzentrale in der hinteren Länggasse werden gebaut.



Fernwärme-Rohre werden zusammengeschweisst.
