5 My­then zur Gas­ver­sor­gung – und die Fak­ten dazu

Die Gasversorgung ist kein Auslaufmodell. Im Gegenteil; erneuerbare und synthetische Gase können massgeblich zur saisonalen Speicherung von erneuerbarem Strom, zum klimaneutralem Heizen und zur umweltschonenden Mobilität beitragen. 5 entsprechende Mythen und die Fakten dazu.

Mythos 1

«Eine Gasheizung ist fast so klimaschädlich wie eine Ölheizung.»

Die Fakten: Schon das Standardprodukt von Energie Wasser Bern enthält seit März 2020 25 Prozent Biogas. Damit fällt der CO2-Ausstoss um rund 45 Prozent geringer aus als bei einer Ölheizung. Wer sich für das Alternativprodukt mit 50 Prozent Biogas entscheidet, senkt den CO2-Ausstoss gegenüber einer Ölheizung um rund zwei Drittel und mit der CO2-Kompensation wird die Gasheizung sogar klimaneutral. Energie Wasser Bern wird den Anteil an erneuerbarem Gas weiter steigern. So tragen Gasheizungen dazu bei, die klimapolitischen Ziele der Stadt Bern zu erreichen.

Mythos 2

«Gas ist ein Energieträger von gestern und hat keine Zukunft.»

Die Fakten: Gas hat mehrere Eigenschaften, die es zu einem wichtigen Element der Energiestrategie 2050 machen. Unter anderem lässt es sich speichern und aus erneuerbaren Energien künstlich herstellen. Dank diesen Vorteilen hilft es mit, eine der grössten Herausforderungen der künftigen Energieversorgung in der Schweiz zu lösen: die Verlagerung der Herstellung von erneuerbarer Energie vom Sommer in den Winter. Zum Beispiel kann überschüssiger erneuerbarer Strom mit der Power-to-Gas-Technologie in Gas umgewandelt und so in den bestehenden Gasspeichern saisonal zwischengelagert werden (siehe Textkasten). Auf dem Weg zu einer nachhaltigen Energiezukunft ist Gas also nicht Teil des Problems, sondern Teil der Lösung.

Mythos 3

«Die beste Massnahme fürs Klima ist, die ganze Stadt Bern mit Fernwärme zu erschliessen und das Gasnetz rasch zurückzubauen.»

Die Fakten: Energie Wasser Bern baut die Fernwärme massiv aus. Doch erstens geschieht das über längere Zeit in Etappen, was in einigen Quartieren Übergangslösungen erfordert. Und zweitens lassen sich nicht alle Stadtteile ans Fernwärmenetz anschliessen. In beiden Fällen sind Gasheizungen eine ökologisch sinnvolle Lösung, um alte Ölheizungen abzulösen – vor allem, weil Energie Wasser Bern den Kundinnen und Kunden einen immer grösseren Anteil Biogas liefert. Was ebenfalls gegen einen flächendeckenden Rückbau des Gasnetzes spricht: Gas ist wichtig als Zweitstoff für Wärmeverbünde. Dabei deckt ein erneuerbarer Energieträger den Grundbedarf und Gas die Bedarfsspitzen.

Mythos 4

«Energie Wasser Bern steckt viel Geld in den Ausbau des Gasnetzes. Das sind verlorene Investitionen, weil das Gasnetz ein Auslaufmodell ist.»

Die Fakten: Die Gasinfrastruktur von Energie Wasser Bern ist relativ jung und weist kaum Erneuerungsbedarf auf. Auch in den kommenden Jahren sind nur geringe Investitionen für die Instandhaltung zu erwarten. Die Strategie von Energie Wasser Bern sieht keinen weiteren Ausbau des Gasnetzes vor, sondern ein Halten – besonders im Hinblick auf die immer grösseren Mengen an erneuerbaren Gasen.

Mythos 5

«Energie Wasser Bern will jetzt noch schnell möglichst viele neue Gaskundinnen und -kunden gewinnen. Dazu werden die Kosten für neue Gasanschlüsse subventioniert und Prämien für neue Gasheizungen ausgerichtet.»

Die Fakten: Energie Wasser Bern richtet keine solchen Prämien aus und subventioniert auch keine Anschlüsse ans Gasnetz. Bei den Netzanschlussbeiträgen verrechnet der städtische Energieversorger in den meisten Fällen einen einheitlichen Tarif, der sich an den mittleren Kosten eines Anschlusses orientiert. Was hingegen tatsächlich finanziell unterstützt wird – und zwar aus dem Ökofonds –, sind Anschlüsse an ein Wärmenetz und provisorische Heizungslösungen für einen späteren Anschluss an ein Wärmenetz.


ewb.ch/gas
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Gas aus Abwasser und Kehricht

Energie Wasser Bern engagiert sich als Partner der ersten industriellen Power-to-Gas-Anlage der Schweiz, die derzeit in Dietikon (ZH) entsteht. Der Standort verfügt mit einer Kehrichtverwertungs- und einer Abwasserreinigungsanlage über die perfekten Voraussetzungen, um erneuerbares Gas zu produzieren: Die Anlage soll zukünftig erneuerbaren Strom aus der Kehrichtverwertung nutzen, um Wasserstoff zu produzieren. Dieser wird wiederum mit CO2 aus dem Klärgas gemischt, wodurch erneuerbares Methan gas entsteht. Im Gasnetz ersetzt dieses fossile Energieträger, wodurch sich jährlich 4’000 bis 5’000 Tonnen CO2 einsparen lassen. Die Power-to-Gas-Anlage soll im Winter 2021/2022 fertiggestellt werden und ab dann erneuerbares Gas ins Netz einspeisen.

powertogas.ch