«Die Ener­gie­wen­de spielt uns in die Hände.»

Die Quartierentwicklung geht Energie Wasser Bern heute ganzheitlicher an. Bei einem Auftrag wird auch das Umfeld miteinbezogen und geprüft, ob weitere Kunden im Perimeter Bedarf an einer gemeinsamen Lösung haben und welche erneuerbaren Energieträger sich im Quartier am besten eignen.

Portrait Walter Schaad

Drei Fragen an Walter Schaad


Experte Nachhaltigkeit

Energie Wasser Bern geht die Quartierentwicklung neu ganzheitlicher an als bisher. Was hat geändert?
Wenn wir in der Vergangenheit von einem Grosskunden einen Auftrag erhielten, erledigten wir diesen wie bestellt – wir legten zum Beispiel eine Gasleitung und erstellten die Anschlüsse. Heute schauen wir in einem solchen Fall auch das Umfeld im Quartier genauer an: Für welche anderen Firmen oder Wohnüberbauungen im Perimeter könnte eine gemeinsame Lösung ebenfalls Sinn ergeben? Welche erneuerbaren Energieträger eignen sich in diesem Quartier am besten? Gibt es etwa eine Abwärmequelle, lässt sich Erdwärme zum Heizen oder Aarewasser zum Kühlen nutzen? Auf Basis solcher Überlegungen erarbeiten wir ein Energiekonzept. So erfüllen wir unseren Auftrag gemäss Energierichtplan, eine nachhaltigere Energieversorgung zu erzielen und den Anteil der erneuerbaren Energien zu erhöhen.

Können Sie schon Beispiele für Gesamtenergielösungen in Quartieren nennen?
Zurzeit arbeiten wir an konkreten Projekten für die Quartiere Ausserholligen, Wankdorf und Viererfeld/Mittelfeld. Bei allen drei Standorten befinden wir uns in der Konzeptphase. Auch fürs Gaswerkareal stellen wir bereits Überlegungen an. Am Anfang eines solchen Projekts kann die Anfrage einer Kundin oder eines Kunden stehen oder wir werden selbst aktiv, zum Beispiel im Zusammenhang mit einem Stadtentwicklungsprojekt.

Die Energielösung für ein ganzes Quartier kommt nur zustande, wenn Sie mehrere Kunden davon überzeugen. Das ist einerseits mit einem enormen Aufwand verbunden und andererseits mit dem Risiko, dass das Projekt scheitert. Wie gehen Sie damit um?
Es stimmt, dass wir die Schlüsselkunden frühzeitig ins Boot holen müssen. Doch unsere Erfahrung zeigt: Meist ist das Interesse gross, sich einem Energieverbund anzuschliessen. Denn die Kundinnen und Kunden erhalten ein Rundum-sorglos-Paket zu einem attraktiven Preis. Zudem spielt uns die Energiewende in die Hände. Spätestens wenn das verschärfte CO2-Gesetz in Kraft tritt, brauchen zahlreiche Hauseigentümerinnen und -eigentümer bei einer Heizungssanierung eine ökologischere Wärmelösung. Wir können sie ihnen in vielen Fällen bieten.